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Was 1929 im Tageblatt stand

Kirschfest in Naumburg

Was 1929 im Tageblatt stand

Am Sonnabend, 29. Juni 1929 - und damit am letzten Juni-Wochenende vor 90 Jahren - berichtete das Naumburger Tageblatt über das damalige Kirschfest. Allerdings bestimmte die „große“ Politik mit den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges und des Vertrages von Versailles das Geschehen der ersten Seiten.Auch im Bericht „Ausklang des Kirschfestes“ sind die deutsch-patriotischen Anklänge - trotz des verlorenen Krieges - nicht zu überlesen. Im Blatt findet sich außerdem die Bekanntmachung der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 4. Juli. Interessant ist weiterhin ein Blick auf die Werbeanzeigen.          

Zeitung - Das letzte Juni-Wochenende vor 90 Jahren

25.06.2019 16.00 Uhr

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„Große“ Politik: So sah das Titelblatt des Naumburger Tageblatt vom 29. Juni 1929 aus. FOTOS (2): THÜRINGER UNIVERSITÄTS- UND LANDESBILBLIOTHEK
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Werbeanzeigen im Naumburger Tageblatt vom 29. Juni 1929.

Uns küsst im Rosenkleide

Bereits am 28. Juni 1929 widmete sich das Naumburger Tageblatt unter der Überschrift „Uns küsst im Rosenkleide - die jugendliche Freude“ dem Kirschfest. Im Artikel ist zu lesen: „Es gab wohl nur eine Stimme des Bedauerns, als gestern Morgen, als dem ersten Tage des Mädchenkirschfestes, der Himmel ein noch trostloseres Gesicht machte, als beim Fest der Jungen. Zumal, als es während des Weckrufes den kleinen Spielmannszügen von oben herab tüchtig aufs Kalbfell trommelte und später die Zöpfchenholerinnen ihre süße Gabe unterm Regenschirm vorm Zerweichen schützen mussten.“ Über den Zug der Mädchen heißt es weiter: „Wer ihn nicht gesehen hat, hat etwas versäumt. Die Mädels vom kleinsten Abc-Schützen der Grundschule bis hinauf zum selbstbewussten Backfischchen der oberen Klassen im duftigen Rosenkleidchen, einen Kranz von Grün und Blumen aufs Haar gesteckt. Die rosigen Gesichter eine einzige strahlende Freude. Da gab es keinen, der sich dem ungewöhnlichen Liebreiz dieses Bildes entziehen konnte, das wie ein lebendes Märchen an den Augen der wie die Mauern stehenden Zuschauern vorüberzog. Tausende waren von auswärts gekommen, auch viele alte Naumburger hatte die Erinnerung an frohe Kirschfestjugendtage wieder zur Heimat zurückgeholt. Dem Zuge voran wurde wiederum die Fahne der Leipziger Landsmannschaft getragen, die großen Anteil am Feste bekundet. Dann folgte als Neuanschaffung der Schellenbaum der Schulen und hinter der Musik die historische Gruppe, die die Hussitensage darstellt.

Mädchen und Prokop

Eine Schar kleiner Mädchen in lang herabwallenden weißen Büßerhemden mit ihrem Schulmeister schritt voran. Dann Prokop mit seinen Streitern. Auf der Vogelwiese löste sich dann der Zug auf. Die Klassen der einzelnen Schulen verteilten sich in die Schießzelte und nun ging das übliche Sternschießen los.“