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Reisen 2018: Stadtbesichtigungen zwischen Peking und Moskau mit dem Zug „Zarengold“ der Transsibirischen Eisenbahn

Transsibirische Eisenbahn: Die schönste Route führt von Peking nach Moskau.

Reisen 2018: Stadtbesichtigungen zwischen Peking und Moskau mit dem Zug „Zarengold“ der Transsibirischen Eisenbahn

Wem Trips auf eigene Faust durchs wunderschöne Russland zu abenteuerlich sind, dem bietet sich der „Zarengold“ als prima Alternative. Die Reise mit dem deutschen Sonderzug der Transsibirischen Eisenbahn ist nostalgisch, sicher, komfortabel und dennoch spannend.Endlose Wälder. Nadelbäume aller Art. Und immer wieder Birken. Sibiriens Sonne lässt die weißen Stämme blitzen. Der Taigafön spielt mit den Blättern. Fahrtwind zeichnet die Konturen weich. Ich lieg im Bett und trinke Tee. Birkenwälder ohne Ende fahren – zum Greifen nah – vorbei. Großes Landschaftskino. Das Fenster des Abteils ist meine Leinwand. Das Knattern des Projektors übernehmen Räder, Achsen, Bremsen, Gleise. Einiges davon, so klingt es, stammt wohl noch aus Stalins Zeiten.

Reiseziele 2018

Transsibirische Eisenbahn: Die schönste Route führt von Peking nach Moskau.

27.01.2018 08.00 Uhr

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Auf dem Schienenweg geht es durch Sibirien - samt Hotelzimmer und Restaurant. FOTOS: C. HEINKE
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Modern mit altem Flair

Der „Zarengold“, ein deutscher Sonderzug mit Sowjetflair, russisch-deutschem Personal und internationalen Gästen, fährt von Peking nach Moskau oder andersrum. Jeweils 16 Tage braucht er für die Strecke, Stadtbesichtigungen inklusive.

„Birken sind gesund und nützlich. Ihr Saft ist lecker und hilft bei Haarausfall und Impotenz“, belehrt mich Serjozha, einer der beiden russischen Schaffner von Waggon 13. Mir tun die Bäume einfach gut, weil sie so schön sind. Den Russen sind sie heilig, genauso wie der geheimnisvolle Baikal, der älteste und tiefste See der Erde.

Unendlich wie ein Meer liegt er nun vor mir. Zwischen seinen schmalen Stränden und den steilen, waldbedeckten Hängen des Ostsajangebirges schlängelt sich der Zug in Richtung Westen. „Njerpas – Baikalrobben!“ ruft Andrei, der zweite Schaffner, und zeigt auf ein paar schwarze Köpfe, die aus dem Wasser äugen. Vom Bahnhof Port Baikal bringt uns die Personenfähre nach Listwjanka. Das Beste in dem recht belebten Urlaubsort ist der frische Räucherfisch und die Aussicht auf die Berge und das „Meer Sibiriens“. Genau dort, wo es in den Irkutsker Stausee fließt und der Angara-Fluss seinen Anfang nimmt, liegt das Museumsdörfchen Taltzy.

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Mit vielen historischen, teils originalen Bauten zeichnet es ein lebendiges Bild sibirischer Städte und Dörfer des 17. bis 19. Jahrhunderts. Ihr beschaulicher Charakter ist mit dem Tempo der heutigen modernen Metropolen Sibiriens wie Novosibirsk, Irkutsk, Jekaterinburg oder Ulan-Ude (die alle Stationen dieser Reise sind) nicht mehr zu vergleichen.

Die neue Zeit begann vor über 100 Jahren mit dem Bau der längsten Eisenbahnstrecke der Welt, der Transsib. 9 288 Kilometer führt sie quer durch Russland, verbindet Wladiwostok am Pazifik mit Moskau und Europa. Um auch Teile von China und die Mongolei zu durchqueren, kombinierte ich für meine Reise den schönsten Teil der Transsib-Route (ab Zamyn-Uud) mit einer Nebenstrecke, der „Transmong“, und startete in Peking.

Einem gehaltvollen China-Programm mit Verbotener Stadt und Platz des Himmlischen Friedens, Großer Mauer und den Yungang-Grotten bei Datong folgten zwei aufregende Tage in der Mongolei. Nur eine Stunde dauerte die Busfahrt von der Hauptstadt Ulaanbaatar bis in das Jurtencamp im idyllischen Gorchi-Tereldsch-Nationalpark.

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Kellner Alexej und seine Kollegen verwöhnen die Gäste im Zug mit köstlichen Speisen und echter russicher Gastfreundschaft. Kleines Bild: Dämon im Gandankloster, Mongolei.

Die waldigen Hügel, Felsen und Blumenwiesen der „Mongolischen Schweiz“ warfen mein Klischee vom „Steppenland“ gehörig über den Haufen. Viel angenehmer als erwartet war die Nacht im kuscheligen Ger (russisch: Jurte – rundes Filzzelt der Nomaden, in dem sogar die Möbel auf einer Seite abgerundet sind) – mit märchenhaftem Sternenhimmel und Träumen von Dschingis- Khan und seinen wilden Horden. Ihre Erben – junge, kraftstrotzende Nomaden – rauben mir am nächsten Tag mit ihren Künsten im Reiten, Ringen und Bogenschießen den Atem.

Täglich eine andere Stadt

„Noch Tee oder Kaffee?“ Andrei reißt mich aus den Gedanken. Oh Mann, ich werd’ total verwöhnt – und dann das viele, gute Essen! Die Spuren sind schon sichtbar. Daran ändern leider auch die Exkursionen nichts. Denn um in der knappen Zeit möglichst viel zu sehen, steigen wir zumeist direkt am Bahnhof in den Bus.

Die Bremsen quietschen. Diesmal hält der Sonderzug auf offener Strecke – legal und ganz nach Plan, denn diese Trasse wird nicht mehr regulär befahren. Mangels Bahnsteig klettern wir über Leitern und Stühle aus den Waggons. Die meisten stürzen sich sofort ins kalte Nass. Danach gibt es Picknick mit Musik und viel zu trinken.

Als der Mond über dem Baikal aufgeht, rollen wir schon weiter. Ab und zu huscht eine kleine Bahnstation, ein Bauernhaus, ein Dorf vorbei. Die meisten Blicke fallen in das unvorstellbar weite Grün Sibiriens und bald nur noch in die Nacht. Bis Moskau, wo es heißen wird, ade zu sagen, ist zum Glück noch Zeit. Der neue Tag beginnt auf einem neuen Bahnhof in einer neuen Stadt. So könnte das von mir aus ewig weitergehen. Carsten Heinke