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Ratet, was im Ofen bratet

Der Apfel gehört zur Weihnachtszeit. Doch warum?

Ratet, was im Ofen bratet

FOTO: ADOBE STOCK/VOLTAN

Die Ursprünge des Apfels können bis in die Steinzeit zurückverfolgt werden. Die roten Früchte galten seither als Fruchtbarkeits-, Liebes- und Glückssymbol. Schon in der Antike deutete man das Zuwerfen eines Apfels als Liebeszeichen.

Teil der Mythologie

Die Frucht ist aber auch aus der christlichen Mythologie nicht wegzudenken. So feiert man an Weihnachten gewissermaßen die Aussicht auf das wieder gewonnene Paradies. Symbole für das Paradies sind der Lebensbaum und seine Früchte: die Äpfel. In schwäbischen Familien war es noch bis 1940 üblich, an Weihnachten in einem dunklen Raum die Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies zu erzählen. Dann öffnete sich die Tür zum hell erleuchteten Weihnachtszimmer.

Auch in den nordischen Mythen geht es um Äpfel besonderer Art: Golden waren sie und sollten ewige Jugend verleihen, doch sie konnten nur unter Abenteuern aus einer anderen Welt geholt werden – die Göttin Iduna galt als Hüterin der kostbaren Früchte. In der Weihnachtszeit finden sich viele Bräuche, denen diese Symbolik zugrunde liegt. So repräsentiert der Apfel in seiner saftigen Knackigkeit die Fruchtbarkeit. Zum englischen Mistelgesteck gehören ein Apfel und eine Orange, die Gesundheit und Gold, also Reichtum symbolisieren. In Westdeutschland werden die Kerne der Äpfel aufgehoben, die an Weihnachten gegessen wurden, und eingepflanzt. In Westfalen schenkt man sich zu Weihnachten gegenseitig Äpfel, die man sofort aufessen muss, damit einem das Geld niemals ausgeht. Dienstboten in Schlesien erhielten einen Goldapfel geschenkt, in Oberbayern stellten die Weihnachtsfreunde sogenannte Paradeisl oder Klausenbäume, das sind Apfelgestecke mit Kerzen, auf.

Apfel als Orakel

Wenn man am Heiligen Abend einen Apfel in zwei Hälften schneidet, so kann man an den Kernen ablesen, was die Zukunft bringen wird: Sind alle Kerne heil geblieben, so bedeutet das schon was Gutes. Bildet das Kernhaus einen Stern, bedeutet es für alle Glück und Leben.

Männer hatten es beim Liebesorakel leicht. Sie brauchten sich nur vor die Hoftür zu setzen und am Weihnachtsmorgen einen Apfel zu essen, schon wussten sie, wen sie im nächsten Jahr heiraten würden: das erste beste Mädchen, das die Straße entlang lief. Kirsten Seyfarth