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Miteinander reden lernen

Arbeitsalltag: Irgendwo zwischen Kuschelkurs und Konfrontation liegt die konstruktive Kritik. Experten erklären, wie sie konfliktarm funktioniert.

Miteinander reden lernen

Für einen guten Umgangston braucht es gemeinsame Regeln. FOTO: DPA

ROSTOCK - Jeden Tag hagelt es schroffe Ansagen. Ergebnisse werden aus Prinzip harsch kritisiert, Kolleginnen und Kollegen am liebsten vor versammelter Mannschaft bloßgestellt. Ein solches Kommunikationsklima im Job ist für viele Mitarbeiter eher belastend als motivierend. Aber was hilft, wenn sich ein barscher Ton im Team oder Unternehmen erst einmal eingebürgert hat?

Zunächst gilt: Es gebe nicht den einen Kommunikationsstil, der für alle immer und überall passt, sagt die Karriereberaterin und Coachin Pamela Grüninger. Gewisse Grundregeln sollten aber in jedem Unternehmen zum Standard gehören. Das seien neben Integrität im Wesentlichen vier Punkte, erklärt Grüninger: präzise formulieren, Ziele vor Augen haben, wertschätzend kommunizieren und persönliche Transparenz.

Ich-Botschaften formulieren

Außerdem rät Grüninger zu Standards in Sachen Feedback. „Man sollte nicht mit dem Zeigefinger auf das Gegenüber zeigen“, betont sie. „Das heißt: Man sendet Ich- statt Du-Botschaften.“

Ein Beispiel: Herr Meyer kommt häufiger fünf Minuten zu spät zum Meeting. Statt als Vorgesetzter zu sagen „Meyer dauernd kommen Sie zu spät, das geht mir auf den Senkel“, gibt es einen besseren Weg: „Herr Meyer, Sie sind dreimal fünf Minuten zu spät gekommen. Für mich bedeutet das, dass ich aus dem Konzept komme und mich frage, wie wichtig Ihnen unser Meeting ist. Kommen Sie künftig bitte pünktlich.“

In der ersten Variante würde Herr Meyer ziemlich sicher in die Konfrontation gehen und entgegnen: „Waren ja nur fünf Minuten.“ Mit der zweiten Variante lösen der oder die Vorgesetzte bei Herrn Meyer hingegen wahrscheinlich eine Betroffenheit aus, zeigt ihm eine neue Perspektive auf und bewegt ihn eher zur Kooperation.

Antje Hüfner, Coach für Kommunikation und Karriere, betont: „Auch Kritik muss möglich sein, ein Hochleistungsteam kann keine Kuschelkultur haben.“ Deshalb sollten Teams genau besprechen, was sie als konstruktive Kritik und was als rauen Ton empfinden. Eine Regel, die laut Hüfner überall gelten sollte ist „Wir reden hier miteinander, nicht übereinander“.

Letzter Ausweg Jobwechsel

Außerdem sollte man festlegen, dass Kritik sich nicht auf die Person bezieht, konkret sein sollte und möglichst zeitnah geäußert werden sollte. Bei der Festlegung gemeinsamer Standards sollte man auch immer das besprechen, was im eigenen Team eine Rolle spielt.

Mitarbeiter sollten sich bewusst darüber sein, dass jeder selbst Impulse setzen und Dinge ändern und ansprechen kann, betont Grüninger. Aber: „Man muss nicht auf jede Art und Weise mit sich reden lassen, auch nicht vom Chef.“ Wer sich dauerhaft unwohl fühlt und sich trotz Standards, Gesprächen und eigenen Impulsen nichts ändert, sollte sich überlegen, ob er in so einem Umfeld arbeiten möchte.

Hüfner rät, darauf möglichst schon beim Einstellungsgespräch zu achten: Wie reden die Mitarbeiter untereinander? Wie geht man mit jemandem um, der in einen Raum reinkommt? Außerdem kann man auch gezielt nach der Gesprächskultur fragen und seine Erwartungen besprechen. Von Elena Zelle/DPA

Nicht in allen Fällen greift der Schutz

UNFALLVERSICHERUNG

HAMBURG - Die gesetzliche Unfallversicherung umfasst grundsätzlich Arbeitsunfälle sowie Unfälle, die sich auf dem Weg von und zur Arbeitsstelle ereignen. Geht es aber um Pausen im Job, gibt es einige Ausnahmen, erklärt die Verwaltungsberufsgenossenschaft auf ihrem Portal „Certo“.

Wer etwa zum Rauchen oder um frische Luft zu schnappen nach draußen geht, kann sich nicht auf die gesetzliche Unfallversicherung berufen. Unfälle auf dem Weg vor die Tür oder während einer solchen Pause sind laut Certo nicht gedeckt.

Wer dagegen zur Toilette muss, ist auf seinem Weg bis zur WC-Tür versichert. Unfälle, die hinter der Tür passieren, fallen aber wiederum nicht unter den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Außerdemgilt: Nur der Weg zum Mittagessen, nicht aber das Mittagessen selbst sind durch die Versicherung abgedeckt. Es sei denn, es handelt sich explizit um ein Geschäfts- oder Betriebsessen. DPA

In Kürze

Aus zweiter Hand absetzbar

BERLIN - Gute Nachrichten für Beschäftigte im Homeoffice: Das Finanzamt beteiligt sich auch an gebrauchter Büroausstattung. „Die Kosten von Schreibtisch, Bürostuhl oder Schreibtischlampe aus zweiter Hand müssen aber glaubhaft gemacht werden können“, erklärt Uwe Rauhöft vom Bundesverband Lohnsteuerhilfevereine. Das kann zum Beispiel durch eine Quittung oder einen handschriftlichen Kaufvertrag geschehen. Anders als beim Kauf im Handel fällt bei Privatkäufen keine Umsatz- beziehungsweise Mehrwertsteuer an. Hat der Gegenstand weniger als 800 Euro gekostet, kann er direkt im Jahr der Anschaffung abgesetzt werden. DPA

Was längere Ferien bedeuten

BERLIN - Wo Landesregierungen einen vorgezogenen Start derWeihnachtsferien beschlossen haben, müssen Eltern von Schulkindern sich neu organisieren. Mit Zustimmung des Vorgesetzten können Beschäftigte von zu Hause aus arbeiten, Überstunden abbauen, die Arbeitszeiten verlegen oder womöglich Schichten tauschen. Eventuell haben Eltern nach Paragraf 616 des Bürgerlichen Gesetzbuchs aber auch einen Vergütungsanspruch trotz vorübergehenden Fernbleibens von der Arbeit. DPA