Wittenberg/Gräfenhainichen ANZEIGE

Menschen mit Behinderung in der Firma? Eine gute Idee!

Inklusion: Wittenberger Arbeitsagentur wirbt für mehr Engagement

Menschen mit Behinderung in der Firma? Eine gute Idee!

75 Prozent der schwerbehinderten Menschen im Agenturbezirk haben eine abgeschlossene Ausbildung bzw. einen Studienabschluss. FOTO: DPA

Dank Bundesteilhabegesetz und vieler anderer Regelungen wird in Deutschland viel dafür getan, dass Menschen mit Handicap ein wichtiger Teil der Gesellschaft sind und möglichst selbstbestimmt leben können“, stellte Torsten Narr, Chef der Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg anlässlich des Welttages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember fest.Reicht das? „Nicht wirklich“, so Narr. „Zwar wurde in den letzten Jahren viel in Barrierefreiheit investiert und immer mehr Einrichtungen – von der KiTa, über Schulen bis hin zu Behörden – sind mittlerweile ,inklusiv’, das heißt sie nehmen Menschen mit Handicaps auf. Aber von der Akzeptanz zur Inklusion ist es eben noch ein weiter Weg“, weiß der Agenturchef. Inklusion bedeutet schließlich, dass alle Menschen ganz selbstverständlich zusammenleben, lernen und arbeiten und Vielfalt als Bereicherung erlebt wird. „Und solange wir darüber immer noch gesondert reden, ist es eben noch nicht selbstverständlich“, so der Hinweis von Narr.

Barrieren in den Köpfen behindern oftmals noch

„Leider sehen immer noch viele zuerst das, was behinderte Menschen nicht können. Unsere Erfahrung ist, dass Menschen mit Handicap im Durchschnitt motivierter sind und trotzdem scheuen sich noch viele Arbeitgeber, sie einzustellen und zahlen im Gegenzug die sogenannte Ausgleichsabgabe“, stellt Narr fest.

Engagement für gesellschaftliche Teilhabe

Für Menschen mit einer Behinderung, die arbeitslos sind, ist es schwieriger eine Beschäftigung aufzunehmen. Aktuell sind im Agenturbezirk Dessau-Roßlau-Wittenberg über 700 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet. 75 Prozent davon haben eine abgeschlossene Ausbildung bzw. einen Studienabschluss. „Gerade in Zeiten der Demografie sollten wir diese Potenzial gut nutzen. Trotz der Pandemie-Situation signalisieren uns die Arbeitgeber den Arbeitskräftebedarf. Deshalb gewinnen Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung immer mehr an Bedeutung“, erklärt Narr.

Arbeitgeber, die diesen Schritt gemacht haben, bestätigen immer wieder: Die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung wirkt sich positiv auf das Betriebsklima aus. Die Arbeitsagentur gemeinsam mit den Jobcentern der Region unterstützen Arbeitgeber bei der Einstellung Behinderter durch verschiedene Dienstleistungen und Förderinstrumente, zum Beispiel:

Individuelles Beratungsangebot

Die Arbeitsagentur bietet für Schwerbehinderte und Rehabilitanden ein Spezialistenteam für individuelle Beratungen an. Die Experten verfügen über ein breitgefächertes Netzwerk, um auf die persönlichen Einschränkungen bei der Ausbildungs- und Arbeitssuche eingehen zu können. Eine enge Zusammenarbeit bei der Arbeitsplatzgestaltung und –ausstattung erfolgt mit dem Integrationsamt und dem Integrationsfachdienst sowie dem Technischen Beratungsdienst der Arbeitsagentur.

Im gesamten Agenturbezirk Dessau-Roßlau-Wittenberg ist der Technische Berater für die Beschäftigung unterwegs. Er berät situationsbezogen und umfassend alle am Verfahren beteiligten Personen über die behindertengerechte Gestaltung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Bei dieser Beratung werden Arbeitsplatz, Arbeitsumfeld, Arbeitsgebäude und Arbeitsweg und das entsprechende Beförderungsmittel zum Erreichen des Arbeitsplatzes unter Beachtung der gesundheitlichen Einschränkungen der Betroffenen begutachtet.

Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung

Noch mehr junge Menschen mit Behinderung sollen künftig durch betriebliche Ausbildung Berufsabschlüsse erreichen. Die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter gewähren deshalb für die betriebliche Aus- oderWeiterbildung einen Zuschuss zur Ausbildungsvergütung.

Probebeschäftigung

Menschen mit Behinderung sollen ihre Leistungsfähigkeit im Unternehmen beweisen können. Entstehen für eine auf maximal drei Monate befristete Probebeschäftigung Kosten, werden sie erstattet.

Eingliederungszuschuss

Arbeitgeber können zur Eingliederung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit einem Eingliederungszuschuss zum Arbeitsentgelt gefördert werden.

Unterstützte Beschäftigung

Unterstützte Beschäftigung ist eine Alternative zur beruflichen Eingliederung von Menschen mit Behinderung. Sie beinhaltet ein betriebliches Training direkt am Arbeitsplatz im Unternehmen. Mit Hilfe von unterstützter Beschäftigung können Arbeitgeber ohne vertragliche Bindungen und ohne finanziellen Aufwand behinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit deren speziellen Fähigkeiten für ihren Betrieb gewinnen. AA