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Welterbe, Dialog und Straßenbau

Starke Impulse

Welterbe, Dialog und Straßenbau

Das Jahr 2019 dürfte für den Burgenlandkreis spannend werden: Wie geht es mit dem Breitbandausbau weiter? Was wird aus der Braunkohle? Wie kann der Schwung der Anerkennung des Naumburger Doms als Unesco-Welterbe touristisch genutzt werden? Über das vergangene Jahr sowie die 2019er-Herausforderungen sprach Albrecht Günther mit dem Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU).Das neue Jahr hat zwar bereits begonnen, dennoch sei zunächst ein Rückblick gestattet. Wie fällt Ihr Fazit aus Sicht des Burgenlandkreises für 2018 aus?Götz Ulrich: Es war in der Gesamtbetrachtung ein durchwachsenes Jahr. Wirtschaftlich ging es für viele Unternehmen im Burgenlandkreis steil bergauf. Die Auftragslage ist nicht nur im Handwerk so gut wie noch nie. Auch in der Bauwirtschaft, der Ernährungswirtschaft, der Sicherheitsbranche, der Logistik und der Montanindustrie boomt es.Die Kehrseite der Medaille: Die Unternehmen suchen händeringend nach Arbeitskräften in fast allen Berufsfeldern. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen, weil viel mehr Menschen in den Ruhestand gehen als nachkommen. Wir müssen also gemeinsam- Unternehmen und öffentliche Hand - mehr tun, um Arbeitskräfte zu mobilisieren. Dazu trägt unsere Rückkehrermesse bei, die sich vor allem an Pendler richtet, die hier wohnen, aber nicht hier arbeiten.Wir müssen uns aber auch auf die Einwanderung von Arbeitskräften aus der EU und der ganzen Welt vorbereiten. Das ist eine Aufgabe unserer Migrationsagentur, die seit April 2018 arbeitet und für viel positive Aufmerksamkeit in ganz Deutschland gesorgt hat.

Landrat Götz Ulrich zieht für den Burgenlandkreis für das vergangene Jahr eine durchwachsene Bilanz und blickt auf Herausforderungen, die 2019 bringen wird. Teil 1

12.01.2019 08.00 Uhr

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Freude in Naumburg: Im Herbst 2018 wurde die offizielle Unesco-Urkunde überreicht, die die im Juli erfolgte Aufnahme des Naumburger Doms in das Welterbe dokumentiert.
FOTO: ARCHIV (TORSTEN BIEL)
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Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich FOTO: TORSTEN BIEL

Die Zahl der Arbeitslosen war 2018 im freien Fall und liegt nun aktuell für den Monat Dezember 2018 bei 6,7 Prozent. Wir konnten mit unserem Jobcenter auch Langzeitarbeitslose für den Arbeitsmarkt mobilisieren. Aber das ist ein mühsames Geschäft. Wer seit Jahren nicht arbeitet, hat oft jede Tagesstruktur verloren. Hier hilft nur fördern und fordern.

Wir müssen auch stärker mit finanziellen Sanktionen arbeiten, wenn Arbeit nicht angenommen wird, denn im Burgenlandkreis gibt es 1800 offene Stellen.

Schmerzhaft waren 2018 die Schließung der Molkerei in Bad Bibra, des größten milchverarbeitenden Betriebes in Sachsen-Anhalt, durch das Deutsche Milchkontor und die Schließung der Lieken- Bäckerei in Weißenfels. Beide Unternehmen haben uns gezeigt, wie Großkonzerne agieren und dabei keine Rücksicht auf die Region nehmen. Schwierig war 2018 die Insolvenz des DRK-Rettungsdienstes in den Bereichen Naumburg und Weißenfels. Wir mussten hier ganz kurzfristig handeln und den Rettungsdienst gewährleisten ohne eine einzige Stunde Ausfall. Das ist uns mit unseren neuen Partnern, den Johannitern und den Maltesern, gut gelungen.

Ärgerlich und völlig überflüssig war der Streit mit dem Oberbürgermeister von Weißenfels über die Höhe der Kreisumlage, mit der die Gemeinden die Kreisaufgaben mitfinanzieren müssen. Der Burgenlandkreis hat die niedrigste Umlage aller Landkreise in Sachsen-Anhalt. Die Gemeindefinanzen sind tatsächlich in sehr schlechter Verfassung. Aber dafür ist das Land verantwortlich, nicht der Landkreis. Die kommunale Familie, also Gemeinden und Landkreis, sollte sich nicht auseinanderdividieren lassen. Darüber freuen sich am Ende nur andere.

Ein großer Erfolg war natürlich im Juli die Entscheidung der Unesco zum Naumburger Dom als Welterbe. Der Burgenlandkreis hatte hier über viele Jahre Personal und Geld zur Verfügung gestellt, um den Antrag zu stemmen. Jetzt ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass die gesamte Kulturlandschaft an Saale und Unstrut davon profitiert, nicht nur der Dom selbst und nicht nur die Stadt Naumburg.

Weit vorangekommen sind wir 2018 auch mit der Digitalisierung der kreislichen Schulen. Wir bauen überall moderne Technik auf, so dass die Lehrer und Schüler die digitalen Möglichkeiten im Unterricht nutzen können. Dann beginnt ein neues Zeitalter in der Bildung. Ein anderes Bildungsthema hat 2018 noch keinen Abschluss gefunden: Die Standortsuche für einen neuen Bildungscampus in Naumburg. Wir haben drei Standorte in der engeren Wahl und müssen verhandeln. Davon hängt auch ab, wo wir eine weitere kreisliche Investition stemmen können, nämlich unser Feuerwehrtechnisches Zentrum.

Sie haben im vergangenen Jahr mit mehreren Bürgerdialogen neue Akzente gesetzt. Was haben Sie aus diesen Gesprächsrunden mitgenommen? Wird es sie auch 2019 geben?

Die Einwohnerversammlungen waren sehr gut besucht, die Stimmung gut. Kein Vergleich zu 2015/16. Wir kommen immer mit lokalen Themen wie Straßenbau, Schulsanierung, Breitbandausbau und Integration von Migranten. Da gibt es viele Meinungen, auch kontroverse. Ich selbst lerne immer dazu und ich hoffe, die Einwohner fühlen sich informiert. Wichtig ist mir, dass die Leute auch ein Gespür dafür erhalten, wie wir arbeiten, warum manches nicht schneller ging und dass wir auch Fehler machen und diese verantworten. 2019 werde ich wieder Bürgersprechstunden anbieten, in denen man allein mit mir reden kann. Und es soll große Einwohnerversammlungen geben, unter anderem in Teuchern, Droyßig und Bad Bibra.

In diesen Gesprächen hat auch das Thema Verbesserung der Infrastruktur eine Rolle gespielt. Welche Maßnahmen plant der Burgenlandkreis in diesem Jahr?

Für die Kreisstraßen wollen wir im kommenden Jahr mehr als sechs Millionen Euro ausgeben. Beabsichtigt sind unter anderem Baumaßnahmen in den Ortsdurchfahrten Rössuln, Burgheßler und Oeglitzsch. Auch der zweite Abschnitt der Kreisstraße von Kleinhelmsdorf nach Waldau steht im Maßnahmenplan des Jahres 2019. Sanieren werden wir darüber hinaus die Ortsdurchfahrt Tornau und die Ortslage Meyhen inklusive Gehweg, Nebenanlagen und Straßenbeleuchtung. Außerdem steht die Instandsetzung der Kreisstraße zwischen dem Brückenneubau bei Wetterzeube und Koßweda auf dem Plan. Die Kreisstraße zwischen dem Abzweig der Brücke Haynsburg bis zur Ortslage Raba wird instandgesetzt, ebenso die von Naumburg- Henne nach Schellsitz. Vorbereitet wird der Brückenneubau bei Burgscheidungen. Dazu wird 2019 ein Planungsverfahren in Abstimmung mit der Verbandsgemeinde Unstruttal durchgeführt. Sie sehen also, wir bauen an allen Ecken und Enden.

Zur Infrastruktur gehört auch der Personennahverkehr mit den Bussen unserer PVG. Hier steht 2019 ganz im Zeichen der Vorbereitung auf ein neues Nahverkehrskonzept, das ab 2020 im Burgenlandkreis greifen soll.