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Eine Stadt wird erobert

Mein Bitterfeld-Wolfen

Eine Stadt wird erobert

Auf der Scholle in Nachbarschaft des Christophorushauses zieht Leben ein. Paul Seifert bereitet das Pflanzloch für einen neuen Pflaumenbaum vor. Monika Deinbeck hat die Begrüßung der Gäste übernommen. Es gibt Informationen zum Projekt Ökodorf, zur „Herzensgemeinschaft“, zum Nachbarschaftsgarten. „Das hier ist greifbar“, meint Paul Seifert, der sich seit Jahren stark macht für alternatives Wohnen und Leben im Plattenbaugebiet in Wolfen-Nord. „Wir freuen uns, dass der Nachbarschaftsgarten in Wolfen-Nord nun wirklich da ist und gestaltet werden kann“, stellt Ria Kesselring klar. Sie ist die Leiterin des Gartenprojektes der „Herzensgemeinschaft“. Der Garten ist auch ihre Herzenssache.Die junge Frau wirbt fürs Mittun auf dem Stückchen Land zwischen Christophorushaus und Fuhneaue. Der Garten ist für sie und ihre Mitstreiter deutlich mehr als ein Ort der Selbstversorgung. „Klar freuen wir uns über jede Ernte. Aber hier geht es ums Erleben, Verweilen, ums Erholen und ums sinnvolle Betätigen.“ Ria Kesselring wird deutlich. Der Nachbarschaftsgarten ist Gemeinschaftsobjekt und „ein Beispiel, wie die Stadt von Menschen selbst angeeignet und gestaltet wird.“Gemeinsam soll etwas auf den Weg gebracht werden. Deshalb stehen die Türen des Gartens tatsächlich jedem offen. Auch und gerade den verbliebenen Bewohnern in der Nachbarschaft. Oder denen, die immer schon ein Faible für Gartenarbeit hatten. Die Gartengruppe trifft sich jeden Mittwoch 20 Uhr im Christophorushaus. Vorher hat die Nachbarschaftsküche geöffnet.Neue Formen des Zusammenlebens und Gestaltens sollen Fuß fassen in Wolfen-Nord. „Wir haben lange über das Projekt geredet“, weiß Paul Seifert. Der Arzt hat Kraft und Zeit investiert, ist jetzt aber eher in der zweiten Reihe aktiv. „Du musst dich richtig reinknien. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.“ Alternatives Leben stößt immer wieder an Grenzen. Einen Wohnblock übernehmen und gemeinsam nutzen, ist die große Vision. Wenn ringsherum die Zeichen auf Rückbau stehen, wird die Umsetzung jedoch schwer. „Wir haben noch viele Dinge zu besprechen“, ist Seifert ehrlich.Dennoch wird Theorie immer mehr zur Praxis. Ria Kesselring gehört zu den acht Erwachsenen und fünf Kindern, die meist in der Großstadt lebten, jetzt aber in Wolfen-Nord ihre Zelte aufgeschlagen haben. Die Chemie stimmt. Zeit für gemeinsames Gestalten ist vorhanden. „Mitstreiter sind willkommen. Hier kann sich jeder ausprobieren“, sagt die Wahl-Fuhnestädterin beim Blick in den Garten. Die ersten Weidenzäune sind geflochten. Weiden sind außerdem die Basis für die grünen Laubengänge. Erste Beete sind vorbereitet. Samen wurde auf der Tauschbörse erstanden. Die Saison kann beginnen. Versuch und Irrtum eingeschlossen. Praxis ist immer etwas Besonderes. Manchmal im Detail doch etwas anders als die Ideen, die Studenten der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur während eines Seminars für die brache Scholle Erde entwickelt hatten.Der Nachbarschaftsgarten muss wachsen. Das ist die Herausforderung. „Aber er ist auch ein Zeichen, dass hier wirklich etwas passiert in Sachen Ökodorf“, ist Ria Kesselring überzeugt. Ulf Rostalsky Mehr Infos zum Ökodorf im Netz unter

ÖKODORF - Mit dem Nachbarschaftsgarten setzt die „Herzensgemeinschaft“ ein Zeichen.

18.06.2018 12.00 Uhr

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Der Nachbarschaftsgarten ist eröffnet worden. Bauamtsleiter Stefan Hermann pflanzte zu diesem Anlass einen Baum. 
FOTO: ARCHIV/RUTTKE

Buchsbäume sind bedroht

SCHÄDLINGE - Aus Ostasien eingeschleppt

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FOTO: PRIVAT

Buchsbäume gehören zu den beliebtesten Garten- und Heckenpflanzen und sind in einer Vielzahl privater und öffentlicher Anlagen zu finden. Doch ihr Bestand ist gefährdet. Seit einer Dekade breitet sich der aus Ostasien eingeschleppte Buchsbaumzünsler über ganz Europa aus. Die Weibchen des Zünslers legen ihre Eier gut geschützt im Inneren des Buchsbaumes ab. Nach nur wenigen Tagen schlüpfen aus dem Eigelege die Larven, die über mehrere Stadien bis zu einer Länge von ca. 5 cm wachsen können und in dieser Zeit den Buchsbaum bis zum Absterben schädigen können. Nach einer Fraßperiode von ein bis drei Monaten verpuppen sich die Raupen, um nach etwa einer weiteren Woche als Falter den Zyklus von vorne zu beginnen. Der Buchsbaum ist im Zeitraum zwischen Mai und Oktober dauerhaft gefährdet. Die Raupen der letzten Generation überwintern im Inneren des Buchsbaumes.