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Bilanz zum Abschluss des Berufsberatungsjahres

Ausbildung: Weniger Bewerber und weniger Stellenangebote

Bilanz zum Abschluss des Berufsberatungsjahres

Von Unternehmen im Handel wurden mehr Ausbildungsstellen gemeldet, als sich Bewerber für eine Ausbildung in diesem Bereich interessiert haben. FOTO: DPA

Im Agenturbezirk Dessau-Roßlau-Wittenberg können junge Menschen den Ausbildungsmarkt als Markt der Möglichkeiten erleben. Gleichzeitig stehen Betriebe in einem zunehmenden Wettbewerb um die ausbildungsinteressierten Jugendlichen.Im Berichtsjahr 2019/2020 standen erneut deutlich mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung als Jugendliche, die eine Ausbildung beginnen wollen. Dies zeigt deutlich den perspektivischen Bedarf an Fachkräften. Auf jeden Bewerber kamen rein rechnerisch 1,4 Ausbildungsstellen. Die Corona-Pandemie hat eine verzögerte Wirkung auf den diesjährigen Ausbildungsjahrgang. Unternehmen waren zunächst abwartend und die Bewerber waren aufgrund der Schulschließungen und ausgefallenen Ausbildungsmessen viel schwerer erreichbar.

Zum Berichtsjahresende sind noch 194 Ausbildungsstellen offen geblieben und 58 Bewerber um eine Ausbildungsstelle waren zum Stichtag 30. September unversorgt. In einer gemeinsamen Nachvermittlungsaktion aller Beteiligten versuchen wir, auch für diese Jugendlichen noch einen Einstieg in die Ausbildung zu ermöglichen. Ziel bleibt es, der verschärften Situation des Fachkräftebedarfs in der Region entgegenzuwirken. „Ohne ausreichend Nachwuchs fehlen später die dringend benötigten Fachkräfte in den Unternehmen“, resümiert Torsten Narr, Chef der Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg.

Beliebteste Ausbildungsberufe

Die beliebtesten Ausbildungsberufe bei den jungen Männern sind Fachlagerist, Kfz-Mechatroniker und Verkäufer. Junge Frauen wählten besonders häufig: Verkäuferin, Kauffrau für Büromanagement und Verwaltungsfachangestellte Kommunalverwaltung.

Schulabschlüsse der Bewerber

Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober letzten Jahres meldeten sich im Bezirk der Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg 1382 Bewerber für eine Berufsausbildungsstelle (200 Personen bzw. minus 12,6 Prozent weniger als im Vorjahr). Von den im Berichtsjahr gemeldeten Bewerbern für Berufsausbildungsstellen hatte die Mehrzahl einen Realschulabschluss (686 Jugendliche), 295 Jugendliche einen Hauptschulabschluss und 296 Jugendliche die Fachhochschulreife bzw. die allgemeine Hochschulreife.

Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sank
  

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Mechatroniker gehört bei den männlichen Jugendlichen noch immer zu den beliebtesten Ausbildungsberufen. FOTO: DEUTSCHES KRAFTFAHRZEUGGEWERBE/DPA/GMS

Die Unternehmen der Region meldeten 1950 Berufsausbildungsstellen. Das waren 265 Ausbildungsstellen weniger als im Vorjahr (minus 12,0 Prozent). Die Sorge um den Fachkräftenachwuchs spiegelte sich auch im Verhalten der Unternehmen wider, die meisten meldeten im Winter und Frühjahr ihre Bedarfe.

Besonders von Unternehmen in der Kunststoff- und Kautschukherstellung, im Handel und im Bereich von Verkauf von Lebensmitteln sowie im Verkauf von Drogerie- und Apothekenware wurden mehr Ausbildungsstellen gemeldet, als sich Bewerber für eine Ausbildung in diesem Bereich interessiert haben.

Aus „Lehrstellenlücke“ wird „Qualitätslücke“

„Trotz der guten Lage am Ausbildungsmarkt bleibt Handlungsbedarf. Denn in fünf Jahren wird jeder Elfte, der heute einer Beschäftigung nachgeht, ein Rentner sein. Das können auch nicht die Auszubildenden abfedern, die in diesem Jahr eine Ausbildung begonnen haben“, verdeutlicht Narr.

Bei genauer Betrachtung der Altersstruktur der derzeitig sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werden in 15 Jahren über 40 Prozent das Rentnereintrittsalter erreicht haben.

Der Blick in den Kreis Wittenberg

Im Landkreis Wittenberg suchten 498 Jugendliche eine Ausbildungsstelle. Das waren 71 Personen (- 12,5 %) weniger als im Vorjahr. 5 Jugendliche blieben zunächst unversorgt. Von den Unternehmen wurden dem Arbeitgeber-Service 766 Ausbildungsstellen gemeldet, die es zu besetzen galt. Das war gegenüber dem Vorjahr ein Minus 122 Stellen (- 13,7 %). AA
   

Ingenieurarbeitsmarkt gerät zunehmend unter Druck

Die Corona-Krise hat nicht nur in Deutschland – sondern weltweit – zu einem starken konjunkturellen Einbruch geführt. Dieser Einbruch hinterlässt auch auf dem Ingenieurarbeitsmarkt gravierende Spuren. Das zeigen die Zahlen für das 3. Quartal 2020 aus dem aktuellen Ingenieurmonitor, den der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) herausgibt. Entgegen dem sonstigen Trend einer steigenden Arbeitskräftenachfrage sind die offenen Stellen seit März stark gesunken und die Zahl der Arbeitslosen ist sprunghaft angestiegen. Allein im dritten Quartal 2020 sank die Anzahl der offenen Stellen um 26,2 Prozent. In absoluten Zahlen waren monatsdurchschnittlich im dritten Quartal 92380 offene Stellen zu besetzen, wovon 61 170 auf die acht klassischen Ingenieurberufskategorien und 31200 auf Informatikerberufe entfielen.