Eisleben ANZEIGE

Bestens gerüstet für die Bescherung

Normalerweise buchen viele Familien für den Heiligabend einen Weihnachtsmann. Dieses Jahr werden wohl viele Väter und Opas die Aufgabe übernehmen. Profis geben Tipps.

Bestens gerüstet für die Bescherung

Ein Tipp vom Weihnachtsmann-Profi: Komm immer von draußen und fix und fertig im Kostüm. FOTO: FREEPIK

Als er zum ersten Mal in voller Weihnachtsmann-Montur vor einer Haustür stand, klopfte Tobias Groß „Herz bis zum Hals“. Würde der damalige Student die Kinder überzeugen? Er klingelte. „Als die Tür aufging und ich Ho Ho Ho rief, war die Angst verflogen“, berichtet der heute 28-Jährige. Damals, vor neun Jahren, begann das Vergnügen, das er auch in diesem Jahr eigentlich nicht aufgeben möchte: in fremden Wohnzimmern Weihnachtsmann zu spielen und die Augen der Kleinen zum Leuchten zu bringen. Groß gründete mit seinem Freund Frederik Tholey die Agentur Weihnachtsmann2Go in Berlin. „Wir wollten das Ganze moderner und digitaler aufziehen“, sagt Groß. „Wegen Corona wollen die Kunden derzeit selbst in die Weihnachtsmann-Rolle schlüpfen“, sagt Groß.

Investment ins Kostüm

Der Weihnachtsmann-Experte gibt Tipps für die Santa Claus-Neulinge: Die wichtigste Voraussetzung sei das Kostüm. „Darin sollte man investieren“, denn ein schlechtes Kostüm werde schnell enttarnt. „Ach, das ist doch Papa!“, heiße es dann schnell.

Ein langer roter Mantel mit schwarzem Gürtel und weißem Fellkragen gehört ebenso zum Kostüm wie Bart, Mütze und Stiefel. Ein wichtiges Accessoire: weiße Handschuhe. Schließlich ist es kalt auf dem Rentierschlitten, der den Weihnachtsmann von weither gebracht hat. In seiner Hand hält der Weihnachtsmann ein goldenes Buch, in dem er die guten und die bösen Taten der Kinder übers Jahr notiert hat. Wem das zu viel schwarze Pädagogik ist, der kann es auch zum Märchenbuch deklarieren, aus dem Santa Claus Weihnachtsgeschichten vorliest.

Von draußen kommen

Ein weiterer wichtiger Tipp von Groß: unbedingt von draußen reinkommen. „Die Kinder müssen sehen, dass der Weihnachtsmann die Wohnung oder das Haus von außen betritt“, sagt er. Also nicht im Schlafzimmer umziehen und sofort ins Wohnzimmer stürmen. Ein weiteres Tabu: Schuhe ausziehen. So etwas würde der echte Weihnachtsmann niemals tun.

Sind diese Formalitäten eingehalten, geht es an die Bescherung. Groß weiß aus Erfahrung, dass Kinder misstrauisch sind und erst einmal überzeugt werden müssen. Geschichten von Rentieren seien ein guter Weg, die eigene Kompetenz zu unterstreichen – oder aber die eine oder andere Anekdote aus dem Familienleben, die der Weihnachtsmann ja nur wissen kann, wenn er der Weihnachtsmann ist.

Hat der Weihnachtsmann einen Hänger, kann er auf Unterstützung zählen, weiß Groß. Anwesende Erwachsene springen ein oder man lässt der eigenen Kreativität und Schlagfertigkeit ihren Lauf. „Ein paar Witze machen, auf die Kinder eingehen oder mal eine kleine Anekdote vom Nordpol erzählen – das kommt gut an“, sagt Groß. Der Weihnachtsmann darf sich auch gern spontan Geschichten ausdenken. „Hauptsache, es ist unterhaltsam!“ Die Kleinen freuen sich über jede kleine Story.

Stimme nicht verstellen

Die Stimme zu verstellen, würde Groß nicht empfehlen. „Das könnte auffallen und die Kinder sagen hinterher: Der Weihnachtsmann hat so komisch geredet“, sagt er. Damit der Auftritt gelingt, hält er es deshalb für besser, wenn nicht der Vater selbst in die Rolle schlüpft, sondern besser ein Onkel oder ein naher Freund. Wem das alles zu viel Aufwand ist, der kann immer noch überlegen, ob er nicht doch einen professionellen Weihnachtsmann bucht. Weihnachtsmann2Go bereitet Varianten vor, die kontaktlos sind: zum Beispiel eine Videobescherung. „Das gibt es in Großbritannien schon länger“, sagt Groß. Geschenke könnten so nicht überreicht werden, aber schon das Gespräch sei wertvoll. Mechthild Henneke