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20 Minuten im Grünen senken das Stresslevel

In der Natur zu sein ist eine Wohltat gegen Stress. Forscher haben nun erkundet, wie lange man dafür unterwegs sein muss.

20 Minuten im Grünen senken das Stresslevel

Blätterrauschen, der Duft von Tannennadeln und der Schutz vor der Sonne: Im Sommer zieht es viele Menschen in den Wald. Schon ein kurzer Spaziergang dort kann Stress deutlich reduzieren, bestätigt eine Studie der US-amerikanischen Universität Michigan. Die Forscher sprechen im Fachmagazin „Frontiers in Psychology“ von einer „Naturpille“. Die Untersuchung habe ergeben, dass schon 20 bis 30 Minuten in einer Umgebung, die einem ein Gefühl von Natur vermittelt, ausreichen, um effektiv den Cortisolspiegel im Körper zu senken. Das Stresshormon wird in der Nebennierenrinde hergestellt und in der Leber abgebaut. Dauerhaft erhöhte Cortisolwerte, etwa durch chronischen Stress, werden mit Übergewicht, einer Schwächung des Immunsystems, Herz-Kreislauf-Störungen, Depressionen und einer Reihe weiterer Erkrankungen in Verbindung gebracht.Verzicht auf Handy & CoDie Freiwilligen konnten den Tag, die Dauer und den Ort ihres Naturerlebnisses selbst bestimmen. Und: „Sie sollten die Naturpille bei Tageslicht nehmen, keine sportlichen Übungen machen und Social Media, das Internet, Telefonanrufe, Unterhaltungen und Lesen vermeiden“, führt Hunter aus. Die Untersuchung ergab: Am meisten reduzierte sich das Stresshormon, wenn die Teilnehmer etwa 20 bis 30 Minuten sitzend oder gehend im Grünen verbrachten. Die „Naturpille“ wäre also ein kostengünstiges therapeutisches Mittel zur Eindämmung der negativen Auswirkungen urbanen Lebens.

Wohlfühlen drinnen - draußen

In der Natur zu sein ist eine Wohltat gegen Stress. Forscher haben nun erkundet, wie lange man dafür unterwegs sein muss.

28.08.2019 14.00 Uhr

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Foto: Adobe Stock/Drobot Dean

Forschungszweig Waldmedizin

Die Daten reihen sich in eine wachsende Zahl von Untersuchungen ein, die die positiven Effekte eines Aufenthalts in der Natur oder speziell eines Waldspaziergangs belegen. So stellte der schwedische Forscher Roger Ulrich schon 1984 fest, dass sich allein der Anblick von Bäumen positiv auswirkt: Patienten, die nach einer Operation aus dem Krankenhausfenster auf Grün schauten, benötigten weniger Schmerzmittel und genasen schneller. 2015 ergänzte der US-amerikanische Umweltpsychologe Marc Berman, dass die Anzahl von Bäumen in einer Wohngegend die Gesundheit der Bewohner beeinflusst. Wer in grüneren Gebieten wohnte, litt seltener an Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes. Zuvor hatte eine japanische Studie ergeben, dass regelmäßige und ausgedehnte Waldspaziergänge die Zahl der Natürlichen Killerzellen, eine Untergruppe der weißen Blutzellen und Teil des menschlichen Immunsystems, erhöhte.

In Japan ist das „Shinrin-yoku“, also das „Baden im Wald“, gar Teil der staatlichen Gesundheitsversorgung, „Waldmedizin“ ist seit 2012 ein eigener Forschungszweig an japanischen Universitäten. Hier wird auch erforscht, welche Faktoren genau für die positiven gesundheitlichen Effekte sorgen. So ist noch unklar, ob es etwa an der Luft des Waldes liegt oder an der speziellen Vegetation. nenya/dpa