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Im Zentrum des ersten deutschen Staatswesens

10 Jahre Landkreis Harz

Im Zentrum des ersten deutschen Staatswesens

Der Landkreis Harz entstand im Zuge der zweiten Gebietsreform des Landes Sachsen-Anhalt am 1. Juli 2007 durch Fusion der ehemaligen Landkreise Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode sowie der Stadt Falkenstein (Harz) aus dem ehemaligen Landkreis Aschersleben-Staßfurt. Das Gebiet des heutigen Landkreises umfasst Städte und Gemeinden mit einer überaus bedeutenden und oftmals mehr als 1000-jährigen Geschichte und gilt als Mittelpunkt des ersten deutschen Staates im 10. und 11. Jahrhundert. Der Harzraum entwickelte sich damals zu einem Zentrum des deutschen Königreiches und zu einer wichtigen königlichen Machtbasis mit bedeutenden Bodenschätzen und anderen Naturreichtümern. Langwierige Rivalitätskämpfe um die Herrschaft im Reich führten in den folgenden Jahrhunderten zum weitestgehenden Zerfall der Zentralgewalt. In dieser Situation suchten viele der im Harzgau bestehenden Grafschaften zuverlässige Verbündete und sicherten sich über Lehensverhältnisse, zum Beispiel mit den Markgrafen zu Brandenburg, Schutz und Unterstützung. Kirchlich gehörten weite Gebiete des heutigen Landkreises zum Bistum Halberstadt. Das Territorium des 804 gegründeten Bistums wurde nach der Säkularisierung 1648 als Fürstentum Halberstadt mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt und teilte ab 1701 die Geschicke des Königreiches Preußen.

Über die Entstehung des Landkreises Harz

03.07.2017 14:00 Uhr

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Blankenburg mit seinem Schloss wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Kreisstadt mit 18 Gemeinden in die Provinz Sachsen eingegliedert. FOTO: ARCHIV/WOHLFELD
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Das schöne Selketal mit der Burg Falkenstein gehört seit 2007 auch zum Landkreis Harz. 
FOTO: W. ZERFASS

Einst Saale-Departement

Zum Territorium des heutigen Landkreises Harz zählen neben diesen preußischen Gebieten ein anhaltinischer Teil im Bereich um Ballenstedt, zahlreiche braunschweigische Ortschaften rund um Blankenburg sowie Teile des Königreiches Hannover rund um Elbingerode.

Der militärische Zusammenbruch Preußens im Kampf gegen Napoleon führte 1807 zur Eingliederung der preußischen und braunschweigischen Gebiete in das Vasallenkönigreich Westfalen, das man nach französischem Vorbild in acht Departements gliederte. Große Teile des heutigen Landkreises Harz gehörten nun zum Saale Departement, dessen Verwaltungssitz sich in Halberstadt befand.

Neugliederung Preußens

Napoleons Niederlage in den Befreiungskriegen führte jedoch bereits 1813 zum Ende des Königreiches Westfalen und der Wiederherstellung der staatlichen Verhältnisse auf der Grundlage des Rezesses von 1714.

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Napoleons Herrschaft führte zur verübergehenden Eingliederung der Region ins Westfälische Königreich. REPRO: FICHTNER

Nachdem der Wiener Kongress die Neugestaltung Europas und die Frage der medianisierten Fürstentümer regeln sollte, erfolgte 1815 durch „Allerhöchste Verordnung“ die grundsätzliche staatliche Neugliederung Preußens in Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise. Im Zuge der damit verbundenen Reformen entstanden erstmals preußische Landkreise als Gebietskörperschaften.

So wurden unter anderm die Kreise Osterwieck mit der Grafschaft Wernigerode, Aschersleben mit der Kreisstadt Quedlinburg und der Stadtkreis Halberstadt gebildet. Bereits zehn Jahre später wurde die Grafschaft Wernigerode wieder aus dem Kreis Osterwieck herausgelöst. Dieser dadurch stark reduzierte Landkreis hörte zugleich auf zu bestehen und wurde Bestandteil des neuen Landkreises Halberstadt.

Die Grafschaft Wernigerode nahm bis zur endgültigen Einführung des preußischen Kreisrechtes im Jahr 1876 eine Sonderstellung ein und galt als „selbständiger Bezirk“ des preußischen Staatsverbandes. Auch im Herzogtum Braunschweig, das nach Ende der Napoleonischen Herrschaft wieder entstanden war, wurden 1832 nach preußischem Vorbild Kreise gebildet. So entstand der Landkreis Blankenburg. Ballenstedt fiel mit dem Tode des Herzogs Alexander Carl 1863 an die Dessauer Linie der anhaltischen Fürsten und wurde eine von fünf Kreisstädten im wiedervereinten Anhalt.

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FOTOS: KRAUS, ZERFASS (2)

Neue Grenzen ab 1932

1891 wird die Stadt Halberstadt aus dem Kreisgebiet herausgelöst, Ascherleben wird 1901 und Quedlinburg 1911 kreisfreie Stadt. In den Folgejahren gab es mehrfach strukturelle Verwaltungsänderungen, die jedoch nicht zu grundlegenden Territorialveränderungen führten. Das änderte sich erst, als es in Folge der Weltwirtschaftskrise 1932 zu erheblichen administrativen Veränderungen und einer Neugliederung der Landkreise kam. Der Landkreis „Grafschaft Wernigerode“, große Teile des Kreises Halberstadt und das Amt Elbingerode aus dem aufgelösten Kreis Ilfeld werden zu einem neuen, großen Landkreis Wernigerode zusammengeschlossen. Diese Kreisstruktur blieb im Wesentlichen bis Anfang der 50er Jahre erhalten.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fiel das heutige Kreisgebiet entsprechend der von den Siegermächten ausgehandelten endgültigen Aufteilung des Deutschen Reiches in die sowjetische Besatzungszone. Ein Teil des Landkreises Blankenburg blieb jedoch unter britischer Verwaltung und so kam es zur Teilung dieses Landkreises, zur Trennung von Braunschweig und der Eingliederung von 18 Gemeinden mit der Stadt Blankenburg als Kreisstadt in die Provinz Sachsen.

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Die Herbstdemos mündeten in der deutschen Wiedervereinigung und der Neugründung Sachsen-Anhalts. FOTO: ARCHIV/MEUSEL

Nach der Gründung der DDR im Bereich der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone wurden umfangreiche strukturelle Veränderungen eingeleitet, die auch die Reorganisation der Verwaltung betrafen. 1950 wurde die seit 1911 kreisfreie Stadt Quedlinburg um den Landkreis Ballenstedt sowie Teile des Mansfelder Gebirgskreises erweitert. Der im Gebiet der DDR liegende Teil des ehemaligen Landkreises Blankenburg wurde aufgelöst und seine Orte den Landkreisen Quedlinburg und Wernigerode zugeteilt.

Die Auflösung der Länder und Untergliederung in Bezirke führte 1952 nochmals zu einer entscheidenden Veränderung der Kreisstrukturen. Der Kreis Halberstadt entstand mit fast allen Orten, die vor 1932 dazu gehörten, und der Kreisstadt Halberstadt neu. Und dem Kreis Wernigerode wurden bis auf zwei Orte alle des ehemaligen Landkreises Blankenburg und die bis dahin thüringischen Orte Benneckenstein und Sorge zugeordnet. Damit waren neue Kreisstrukturen geschaffen worden, die bis auf kleine Änderungen bis zur Deutschen Wiedervereinigung Bestand hatten.

Wieder Sachsen-Anhalt

Die Deutsche Einheit führte 1990 zur Wiederherstellung des aus den 50er Jahren bekannten Landes Sachsen-Anhalt und 1994 zu einer ersten Kreisgebietsreform. Im Zuge dieser Reform wechselten die ehemals zum Landkreis Blankenburg zählenden Orte Allrode und Timmenrode vom Landkreis Quedlinburg in den Landkreis Wernigerode. Die heute zur Stadt Falkenstein (Harz) zählenden Ortschaften Endorf, Ermsleben, Meisdorf, Neuplatendorf, Pansfelde, Reinstedt und Wiesenrode gehörten von da an zum neu entstandenen Landkreis Aschersleben-Staßfurt.

Mit der zweiten Kreisgebietsreform in Sachsen-Anhalt, die am 1. Juli 2007 in Kraft trat, wurde die Zahl der Landkreise von 21 auf elf verringert. Als einwohnerstärkster und einer der flächenmäßig größten Landkreise entstand im Südwesten des Bundeslandes der Landkreis Harz, zu dem sich in der heutigen Form insgesamt 18 Städte und 59 Gemeinden zusammengeschlossen haben.