Halle/Saalekreis ANZEIGE

Aus zwei mach eins

Mission Ausbildung: Erfüllt!

Aus zwei mach eins

Ausbildung oder Studium? Ein duales Studium vereint beides, Wissenschaft und Praxis. Der Preis dafür: wenig Freizeit, hohe Zugangs-voraussetzungen und viel Konkurrenz. Trotzdem ist die Doppelausbildung für Ambitionierte eine Überlegung wert. Das Modell gibt es schon länger: ein Hochschulstudium, verbunden mit einer Ausbildung oder festen Praxisanteilen. Neu ist die Vielfalt der dualen Studiengänge, von Betriebswirtschaft über Brau- und Getränketechnik bis hin zum Gartenbau. Wer sich darauf einlässt, kann sich wissenschaftlich bilden und gleichzeitig praktische Erfahrung in einem Betrieb sammeln. Doch für wen ist ein duales Studium das Richtige? „Der Vorteil am dualen Studium ist die starke Praxisorientierung“, sagt Kim-Maureen Wiesner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Grundsätzlich gibt es zwei Modelle. Bei ausbildungsintegrierenden Studiengängen absolviert man parallel zum Studium eine Ausbildung. Am Ende gibt es zwei Abschlüsse, sowohl das Bachelor- als auch ein Ausbildungszeugnis. Praxisintegrierende Studiengänge schließen dagegen nur mit dem Bachelor ab. Hier wird der Stundenplan durch Praxisphasen ergänzt. Wichtiger Unterschied: Beim ausbildungsintegrierenden Modell gelten die Standards einer Ausbildung. „Der Studierende ist in erster Linie Betriebsangehöriger“, erklärt Thomas Notter, Berater für akademische Berufe bei der Arbeitsagentur in Freiburg. Ausbildungsinhalte und -dauer sind damit klar geregelt. Was Studierende in den Praxisphasen der praxisintegrierenden Studiengänge lernen, hängt dagegen von der Vereinbarung zwischen Hochschule und Betrieb ab. Daraus können sich Qualitätsunterschiede ergeben. Auch die Dauer der Praxisphasen ist nicht festgelegt. Sie sollte laut einer Empfehlung des Wissenschaftsrates etwa bei einem Drittel liegen.

Tipp für die Ausbildung: Für wen ein duales Studium sinnvoll ist

07.09.2016 10.00 Uhr

Aus zwei mach eins-2
Halb Student, halb Berufstätiger: Das duale Studium ermöglicht den Besuch der Hochschule mit Praxisphasen im Betrieb zu kombinieren. FOTO: MZ-ARCHIV/DPA 


Bei der Studienwahl sollten Bewerber deshalb genau hinsehen. Denn vorgeschrieben ist nur die Verzahnung zwischen betrieblichem und universitären Curriculum, erklärt Wiesner. Wie diese genau aussieht, ist von Studiengang zu Studiengang verschieden. Informationen gibt es bei den Arbeitsagenturen und der Studienberatung. Auf deren Internetseiten finden sich auch Listen mit Betrieben, die die duale Ausbildung anbieten. Berufsberater Notte ermutigt angehende Studenten auch, direkt bei den Betrieben nachzufragen. „Ich empfehle jungen Leuten, sich möglichst breit zu bewerben“, sagt er.

Denn die Konkurrenz ist groß. Ein sehr guter Abiturschnitt ist oft Voraussetzung, um in die Erstauswahl zu kommen, dann folgen oft die Assessment-Center der Betriebe. Das hat einen Grund. Man muss motiviert und leistungsfähig sein. Der Zeit- und Lerndruck ist hoch. „Der Stoff muss weitergegeben werden, auch wenn man nur die Hälfte der Zeit hat“, gibt Berufsberater Notte zu bedenken – in der Uni genauso wie im Betrieb. Ein Kritikpunkt, der nicht nur den Leistungsdruck betrifft. „Man muss sich fragen, wie nachhaltig das ist“, ergänzt Wiesner.

Der straffe Zeitplan ist aber auch einer der Vorteile des dualen Modells. Ausbildung und Studium sind hier in drei Jahren zu schaffen. Wer beides einzeln macht, braucht schnell doppelt so lange. Auch der frühe Bezug zum Betrieb sei ein Vorteil, für beide Seiten, betonen die Experten. Die Übernahmechancen sind so höher, und der Betrieb kann die Studenten direkt auf die eigenen Bedürfnisse hin ausbilden. „Das duale Studium ist ein bisschen verschulter als andere Studiengänge“, sagt Notte. Die „Klassen“ seien kleiner, der Stundenplan klar strukturiert.
Das muss einem allerdings auch liegen. Die enge Verzahnung beider Bereiche erhöht nicht nur den Leistungsdruck – man muss sich auch früh festlegen. Man lernt sehr stark im Betriebskontext. Außerdem gibt es inzwischen für viele, aber nicht für alle Fachrichtungen ein duales Programm. In den Geisteswissenschaften wird es häufig schwer, ein entsprechendes Angebot zu finden. Wer nach dem dualen Studium noch einen Master machen willen, guckt mitunter ebenfalls in die Röhre: Für manchen Masterstudiengang sind Voraussetzungen nötig, die ein duales Studium nicht erfüllt. Wer sich noch nicht sicher ist, ob er nicht doch in die Wissenschaft möchte, ist mit einem regulären Studium also besser aufgehoben. Diejenigen, die Wert auf einen hohen Praxisanteil legen, werden an einem dualen Studium jedoch Gefallen finden. Und: Für den praktischen Teil der Ausbildung gibt es Geld.