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Im Liebesnest des Zeus

Auf den Spuren der Minoer die Insel Kreta entdecken

Im Liebesnest des Zeus

In Gestalt eines Stiers brachte Zeus die phönizische Prinzessin Europa über das Lybische Meer nach Kreta. Mit langen Felsenarmen empfing die Bucht von Matala im Süden der Insel das Paar im Abendland. Zu Ehren der Schönen aus dem Orient benannte der verliebte Göttervater gleich den ganzen Erdteil nach ihr. 

Reiseziele

Januar 2016

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EineWanderung durch die Samaria- Schlucht ist nicht unbeschwerlich. Doch die atemberaubend schönen Ausblicke des 17 Kilometer langen Felsentals lassen die Anstrengungen schnell wieder vergessen.
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Matala mit seiner Steilküste diente lange Zeit als natürlicher Hafen und Lebensraum. Bis heute sind in der nördlichen Felswand aus gelbem Sandstein zahlreiche Wohnhöhlen aus der Jungsteinzeit zu besichtigen. Zuletzt benutzt wurden sie in den 1960er Jahren von weitgereisten Blumenkindern, darunter Bob Dylan und Cat Stevens. Zwischen großen Touristenrestaurants haben sich in Matala auch urige kleine Tavernen erhalten, in denen man bei erstklassiger Aussicht einheimische Küche und Gastfreundschaft genießen kann. Bei Maria, einer stolzen Kreterin um die 70, gibt es frische Muscheln und gegrillte Sardinen - mit Blick auf Meer und Strand.Wer keine Schuhe trägt, den zwingt der heiße Sand zum Springen. Vermutlich hatte auch das göttliche Liebespaar keine Lust auf die pralle Sonne, denn Zeus verwandelte sich in einen Adler und trug Europa noch weitere 24 Kilometer bis nach Gortis, wo Nymphen schon das Liebesnest unter einer Platane gerichtet hatten. Der Baum wächst und wurzelt dort noch heute vor sich hin. Von der antiken Metropole, die ihre Blütezeit unter den Römern erlebte, sind die beeindruckenden Ruinen von Titus-Kirche und Odeon erhalten. 

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Die Festung Koules ist das Wahrzeichen Haraklions, Hauptstadt von Kreta. Wildziegen (oben) trifft man oft in den Inselwäldern.
FOTOS: C. HEINKE

Aus der Liaison zwischen Zeus und Europa gingen drei Söhne hervor. Der berühmteste war Minos. Nach ihm benannte man die minoische, die früheste europäische Hochkultur. Geherrscht haben soll der Stammvater der Minoer in Knossos, Kretas vermutlich größter Metropole des Altertums. Die Reste einer gewaltigen Palastanlage künden bis jetzt von der Macht und Pracht der einstigen Königsstadt nahe Heraklion. Bis zu einem verheerenden Erdbeben im 18. Jahrhundert vor unserer Zeit reckte sich der Gebäudekomplex mit über 1 000 Räumen fünf Stockwerke hoch über dem Kefala-Hügel.

Das Wirrwarr aus Häusern, Treppen, Gassen und Mauern erinnert an das Labyrinth, in dem Minos dem Mythos nach das menschenfressende Ungeheuer Minotauros gefangen hielt. Spuren in die minoische Epoche führen auch in die Paläste von Malia an der Nordküste und die von Festos und Agia Triada nahe dem Lybischen Meer oder in die Diktäische Grotte. In der bereits vor 4 800 Jahren als Kultstätte genutzten Höhle in einem Berg über der Lasithi-Ebene soll Zeus geboren und von der Ziege Amaltheia gestillt worden sein.
Carsten Heinke

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